Stellungnahme von Prof. Volker Diehl/ Köln, zu CAM und integrative Medizin

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Artikel von Dr. Jutta Hübner/Frankfurt (PriO), zum Thema „Komplementäre Medizin und wissenschaftliche Medizin – brauchen wir einen Paradigmenwechsel?“

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Komplementäre und Alternativ-Medizin (CAM) – Abgrenzung und BewertungenikO

CAM war der allgemeine Begriff für Alternativ-und Integrative Medizin in Europa (und USA) („complementary and alternative medicine“) und wird immer noch in offiziellen politischen Agenden gebraucht. Die Wissenschaftsgemeinde tendiert dazu, den Begriff „Integrative Medizin“ für den Gegenpart von CAM zu verwenden.

Wir müssen folgende Fakten für Europa feststellen:

  • Einen wachsenden Einsatz von CAM für Krebspatienten
  • Einen Mangel an objektiven und verbindlichen Informationen über CAM
  • Ein überraschendes Wissensdefizit über CAM unter Onkologen
  • Fehlende Daten über Effizienz und Sicherheit von CAM
  • Einen steigenden Handlungsbedarf für einen offenen und konstruktiven Dialog
  • Einen dringenden Handlungsbedarf für objektive und unabhängige Informationenüber CAM
  • Einen Handlungsbedarf, um kritische Einschätzungen medizinischer Nachweise zu erlangen.

Wenn wir eine objektive Meinung über CAM erlangen wollen, wie sie in den USA und Europa derzeit praktiziert wird, müssen wir versuchen, dem wissenschaftlichen Wirksamkeits-und Sicherheitsnachweis möglichst nahe zu kommen, so, wie wir es bei allen anderen sogenannten „etablierten“ medizinischen Maßnahmen unternehmen. Und wenn wir das tun, müssen wir realisieren, dass es eine erstaunliche Diskrepanz zwischen Akzeptanz und der verbreiteten Anwendung alternativer und/oder Komplementärmethoden für Krebspatienten und der Abneigung von Hämatologen/Ontologen gibt, diese in der Krebsversorgung zu testen oder sogar anzuwenden.

Gründe dafür gibt es reichlich; das Haupt-Hindernis scheint zu sein, dass viele alternative Inhaltsstoffe oder Methoden eher auf Meinungen als auf Wissenschaft basieren und eher den Glauben als Fakten reflektieren.
1Es gibt jedoch immer mehr Anzeichen für eine erhebliche Auswirkung von Zusatzverfahren und einigen Phytotherapien sowie unterstützende Beigaben, um die Lebensqualität von Krebspatienten zu verbessern und manchmal sogar, um Tumore direkt anzugreifen.

3Daher ist es wichtig, die objektiv betrachtet hilfreichen ergänzenden Einheiten von den oftmals gefährlichen, fast immer teuren alternativen und unerprobten Arzneien und Verfahren zu trennen.
Immer häufiger ist der Begriff CAM zu einer Mischung unbewiesener Alternativmethoden und nützlichen unterstützenden Maßnahmen geworden, angewendet von vielen Ärzten, um die von der Chemotherapie geschwächten Selbstheilungskräfte der Krebspatienten zu stärken und wiederherzustellen.

Somit tendieren die meisten akademischen Institutionen dazu, mit dem Begriff „Integrative Medizin“ (IM) Aktivitäten zu beschreiben, die moderne Strategien der Schulmedizin durch komplementären Ansätzen und psychoonkologischer Unterstützung komplettieren. Ein wichtiger Aspekt von IM in Teilen Europas, insbesondere in Deutschland, ist die Philosophie, dem Patienten Ansporn und praktische Hilfestellung dabei zu geben, seine eigenen individuellen Quellen der Selbstheilungskräfte und Widerstandsfähigkeit infolge von Beeinträchtigungen der Antikrebstherapie zu erkennen, zu realisieren und zu mobilisieren.

Der deutsche Onkologe Gerd Nagel hat eine kontinuierlich wachsende Bewegung unter Onkologen und Krebspatienten in Deutschland und in der Schweiz hervorgerufen, „Patientenkompetenz“ 4, die bezweckt, den „Arzt im Patienten“ zu finden, wie Paracelsus es Jahrhunderte zuvor definierte. Der Patient möchte subjektiv seine Krankheit begreifen und sucht im Gegenzug nach Mechanismen, Selbstheilungskräfte zu mobilisieren, seiner „Salutogenese“. Der Schulmediziner ist interessiert an der „Pathogenese“ der Krankheit, er objektiviert den Krankheitsprozess und die Wirtsreaktion und trifft dabei oftmals nicht die psychologischen und spirituellen Bedürfnisse des Patienten. Paracelsus visualisierte ein besseres Verständnis zwischen Patient und Arzt, wenn beide eine komplementäre Realität, die Krankheit zu erfahren, erkennen, indem der behandelnde Mediziner den „Arzt im Patienten“ anspricht.

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